Zusammenfassung
Hintergrund Daten über die Qualität der Versorgung und die Lebensqualität von Glaukompatienten
existieren bisher nicht in ausreichendem Maße. In der vorliegenden prospektiven Studie
sollte erfasst werden, inwiefern eine den Leitlinien der Deutschen Ophthalmologischen
Gesellschaft (DOG) entsprechende, adäquate Versorgung von Glaukompatienten im Großraum
Hamburg gegeben ist.
Patienten und Methoden Bei 196 Patienten wurde während der stationären Tensionsanalyse ein interviewergeführter
Fragebogen ausgefüllt. Dieser sollte die Qualität der Versorgung untersuchen, indem
er die in den Leitlinien der DOG empfohlenen Untersuchungen und deren Häufigkeit abfragte.
Die entsprechenden Ergebnisse bei der Auswertung des Fragebogens wurden in Bezug gesetzt
zur Schwere des Glaukoms sowie zur vorliegenden Glaukomform.
Ergebnisse Im Mittel suchten die Patienten ihren ambulanten Augenarzt 5,1-mal pro Jahr auf.
Der Großteil der Patienten berichtete, dass sie quartalsmäßig ihren Augenarzt aufsuchten.
Bei 92 % der Patienten wurde bei jedem ambulanten Arztbesuch eine Tensiomessung durchgeführt.
Die Hälfte der Patienten gab an, dass der Augeninnendruck im ambulanten Bereich wiederholt
zu verschiedenen Tageszeiten gemessen wurde. Durchschnittlich wurde 0,9-mal pro Jahr
eine Perimetrie in der Augenklinik durchgeführt, dagegen 1,4-mal im ambulanten Bereich.
Weitere Maßnahmen zur Glaukomdiagnostik wurden 0,8-mal pro Jahr in der Augenklinik
bzw. 0,4-mal beim niedergelassenen Augenarzt durchgeführt. Für den Großteil der Patienten
entstanden keine Kosten für die ambulante Glaukomdiagnostik. Nur bei 4 % der Patienten
lagen diese jährlich über 100 €.
Schlussfolgerungen Für die Mehrheit der Glaukompatienten im Großraum Hamburg ist eine den Leitlinien
der DOG entsprechende, adäquate Versorgung durch regelmäßige Verlaufskontrollen gegeben.
Bei fast allen Patienten wurden die Tensiokontrollen und perimetrischen Untersuchungen
wie empfohlen durchgeführt. Dagegen erfolgte bei einem Fünftel der Patienten keine
regelmäßige apparative Beurteilung des Sehnervs und der Nervenfaserschicht. Den Termin
für die nächste Kontrolle bekamen die Patienten zumeist gleich genannt. Damit war
eine engmaschige Verlaufskontrolle gut realisierbar, welche für die Mehrzahl der Patienten
mit keinen oder geringen privaten Zusatzzahlungen verbunden war.
Abstract
Background There is insufficient data on the quality of health services and health-related quality
of life of patients with glaucoma. The purpose of this study was to investigate the
extent to which the health services for glaucoma patients in the Greater Hamburg area
conform to the guidelines set by the German Ophthalmological Society (DOG).
Materials and Methods 196 glaucoma patients were offered an interview-administered questionnaire during
their inpatient diurnal IOP measurement. The quality of glaucoma care and examinations
recommended by the DOG were analysed. The results of the questionnaire were correlated
with glaucoma severity, according to the stage of visual field defects. The correlation
to the type of glaucoma was also analysed.
Results The frequency of visits to the ophthalmologist was 5.1 per year. Most patients reported
quarterly medical consultations. The majority of patients reported short waiting periods,
because appointments were made in advance. In 92 % of cases, an intraocular pressure
measurement was performed with each medical consultation. Half of the patients stated
that their intraocular pressure had been measured at different times of the day. The
visual field was tested a mean of 0.9 times per year at the ophthalmology clinic,
but 1.4 times per year in the outpatient area. Further measures for glaucoma diagnostic
testing were carried out 0.8 times per year at the ophthalmology clinic, and 0.4 times
per year in the outpatient area. For the majority of patients, there were no additional
costs for outpatient glaucoma diagnostic testing. Only 4 % of patients had to pay
more than 100 € per year for these services.
Conclusions For the majority of glaucoma patients in the Greater Hamburg area, the glaucoma health
services conform to the guidelines set by the German Ophthalmological Society. Intraocular
pressure measurements were performed on almost all patients at the regular check-ups
and visual fields were examined as recommended. However, for about one-fifth of the
patients, regular procedures for optic nerve analysis do not take place. The date
of the next appointment was arranged immediately, allowing close follow-up, with little
or no additional costs for the majority of patients.
Schlüsselwörter
Glaukom - Versorgungsforschung - Individuelle Gesundheitsleistung - IGeL
Key words
glaucoma - health services research - individual health services - ihs